Diese handschriftliche Notiz hatte Alex Deutsch immer bei sich:

Nur wer sich daran erinnert was gestern gewesen ist, erkennt auch was heute ist und vermag zu überschauen was morgen sein mag.

Ende der 70er Jahre kam Alex Deutsch nach Deutschland zurück und begann als Zeitzeuge, seine Lebensgeschichte zu erzählen. Er starb am 09. Februar 2011, doch bis kurz vor seinem Tod, ab 1995 in Begleitung seiner 3. Ehefrau Doris Deutsch, wollte und musste er seine Geschichte erzählen. „… um es einfach zu erzählen“ heißt das von Thomas Döring geschriebene Buch über sein Leben, doch einfach ist es für ihn nicht gewesen. Und einfach erzählen ist für die meisten Menschen, die den 2. Weltkrieg überlebt haben, nicht möglich. So auch seine Geschwister, die ihm halfen, sein neues Leben zu beginnen, die es vermieden haben, mit ihm über die Vergangenheit zu sprechen. Doch Alex Deutsch wollte und konnte nicht vergessen. Er selbst sagte, er hätte den Deutschen verziehen. Jedoch differenzierte er, und dies verdeutlichte er auch immer gerne, zwischen Vergeben und Vergessen. In Gedenken an die Opfer und an alle, die nicht überlebt hatten, denn er hatte überlebt. Er konnte berichten, er war einer unter den wenigen, denen die Chance gegeben wurde, neu anzufangen.

Alex Deutsch verbrachte viel Zeit seines neues Lebens mit dem Erzählen. Vor allem war es ihm wichtig, die Jugendlichen, die Generationen, welche dies nicht miterlebt hatten, zu erreichen und dies gelang ihm immer wieder. Schüler, die ihn trafen berichteten von einer besonderen Ausstrahlung, die sogar die lautesten und unruhigsten Kameraden zum Schweigen brachte. Alex Deutsch berichtete über eine Geschichte – seine Geschichte – doch niemand, der die Zeit nicht selbst erlebt hatte, konnte die Gefühle, die Alex Deutsch empfunden haben musste, nachvollziehen. Jeder war aber betroffen, denn alleine die Schilderung der Erlebnisse raubte einem den Atem. Eine unglaubliche Geschichte, die niemand glauben konnte, jedoch Wirklichkeit war, und sich niemals wiederholen darf. Alex Deutsch war es sehr wichtig, dass es nie wieder passieren wird, „lernt miteinander zu leben, nicht gegeneinander“ war sein Lebensmotto. Ohne Hass, Rassismus und Gewalt, sondern in Frieden. Wir wollen seinen Wunsch weitertragen und danach leben.

Es ist uns ein Bedürfnis, uns gegen das Vergessen zu engagieren.

Text: Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage AG